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Faktencheck: Abbiegeassistenten für LKW

Immer wieder gibt es schwere Unfälle, weil LKW-Fahrer andere Verkehrsteilnehmer übersehen. Sehr häufig sind Radfahrer und Fußgänger betroffen, vor allem wenn der LKW rechts abbiegt. Die hohe Sitzposition und zumeist sehr schlechte Rundumsicht sind hier das Problem.

Der Tod eines 9jährigen Kindes, welches im Jänner 2019 auf einem Schutzweg von einem abbiegenden LKW erfasst und niedergefahren wurde, löste heftige Debatten aus. Auch eine Petition wurde gestartet. Doch wie so oft in Österreich, passiert ist seither nicht sehr viel.

Wien

Mit 1. Jänner 2021 soll es nun endlich soweit sein, in Wien startet das Rechtsabbiegeverbot für LKW ohne Abbiegeassistent für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen. Davon betroffen sind auch Müllfahrzeuge, jedoch keine Busse. Diese wurden von der Verordnung ausgenommen da der Fahrer in Bussen tiefer sitze und eine bessere Sicht habe.

Das klingt zwar gut, hat aber einen Haken. Kontrolliert werden soll das Abbiegeverbot von der Polizei. Da sich Assistenzsysteme nicht immer gleich auf den ersten Blick erkennen lassen, müsste die Polizei also jeden LKW kontrollieren, der rechts abbiegt. Wie sie das neben den vielen anderen Aufgaben leisten soll, ist unklar. Es wird höchstwahrscheinlich bei stichprobenartigen Kontrollen bleiben.

Post als Vorreiter

Die österreichische Post hatte es angekündigt und mittlerweile auch umgesetzt. Die gesamte LKW Flotte, also 145 Fahrzeuge, wurde freiwillig mit Abbiegeassistenten ausgerüstet. Das System warnt sowohl optisch als auch akustisch.

Andere Unternehmen, sowohl inländische als auch ausländische, werden diesem Beispiel kaum folgen. Immerhin betragen die Kosten für die Nachrüstung eines derartigen Assistenten, je nach LKW und System, etwa 2.000 bis 3.000 Euro. Zwar gab es schon ab 2019 eine Förderung in der Höhe von maximal 900 Euro pro Fahrzeug für die Nachrüstung, die wurde in den ersten 5 Monaten aber nur 72 Mal beantragt.

Damit möglichst viele LKW umgerüstet werden müssten also die Kosten hierfür übernommen werden. Oder man schafft einheitliche Vorgaben. Und die sind tatsächlich auf dem Weg.

Was die Politik macht

Die Politik hat spät aber doch reagiert. Ab 2022 müssen alle neuen Fahrzeugmodelle und ab 2024 alle neu zugelassenen Fahrzeuge verpflichtend mit Abbiegeassistenten ausgerüstet werden. Damit kann man langfristig für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen. Es wird jedoch noch viele Jahre dauern, bis eine effektive Wirkung eintritt.

Gerade in den aktuell wirtschaftlich recht schwierigen Zeiten wird weniger Geld für Neuanschaffungen ausgegeben. Mal eben die ganze Flotte auf neue LKW umstellen? Daran glaubt wohl nicht einmal die Politik. Auf unseren Straßen fahren LKWs herum die oft nur noch von Spucke und Klebeband zusammengehalten werden. Es tobt ein massiver Preiskampf. Investiert wird nur in das nötigste.

Es kann also noch 10-15 Jahre dauern, bis ein Großteils der LKWs auf heimischen Straßen tatsächlich mit Abbiegeassistenten unterwegs ist. Das klingt vielleicht negativ, ist aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung!

Petition

Am 10.12.2020 hat der Abgeordnete Andreas Kollross eine Petition eingebracht. Er fordert, dass ,,bereits zugelassene, österreichische Lastkraftwagen mit technisch geeigneten Abbiegeassistenzsystemen verpflichtend nachzurüsten sind“ und ,,dass sich Österreich auf EU-Ebene für einen langfristig gültigen Standard bei Abbiegeassistenzsystemen“ einsetzt.



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