Man erwartet ein Paket und wie sollte es anders sein, gerade als man aus dem Haus ist, steht der Postbote vor der Tür. Wie gut, dass er eine Benachrichtigung hinterlässt, so kann man sein Paket später in der Postfiliale abholen.
Genau das machten auch wir im Februar 2020 in einer oberösterreichischen Post-Filiale. Wir wurden am Schalter aufgefordert, einen Ausweis vorzuzeigen. Es könnte ja wirklich jeder mit der Benachrichtigung fremde Sendungen abholen, also machten wir das natürlich gerne. Doch auf das folgende waren wir nicht vorbereitet!
Ohne uns vorher um Erlaubnis zu fragen oder uns wenigstens darüber zu informieren, wurde der Personalausweis eingescannt. Erst auf mehrmalige Nachfrage und sehr widerwillig informierte uns die Dame am Schalter, dass die Daten gespeichert würden, das wäre „jetzt nunmal so“!
Auf Nachfrage, wer die Daten einsehen kann und wie lange sie gespeichert werden, bekamen wir von der Dame folgende Auskunft:
„Die Ausweisdaten sieht nur der, der die Sendungsnummer hat“ und weiter „gespeichert wird das nicht lange“.
Ein Anruf bei der Hotline ergab, dass man uns nicht weiterhelfen könne, man wäre ja nicht dabei gewesen. Aber wir könnten eine Email schicken. Und genau das haben wir auch getan.
Am nächsten Tag erhielten wir eine Antwort.
wir verstehen Ihre Sorge! Ihre Daten sind bei uns sicher! Die Österreichische Post AG richtet sich nach den Bestimmungen des Datenschutzgesetzes. Diese Daten erfassen wir: Name Ausweisart Ausweisnummer Ausstellungsbehörde und wenn vorhanden das Geburtsdatum Erhalten Sie Ihre Sendung, löschen wir die Daten nach spätestens sechs Monaten. Dann endet die Frist für Reklamationen bei eventuellen Haftungsfragen und für Nachforschungen. Selbstverständlich verwenden wir die Daten nicht anderweitig oder geben diese an Dritte weiter. Falls Sie eingeschriebene Briefe, EMS-Sendungen oder Pakete abholen, scannen die Kolleginnen und Kollegen in den Filialen jetzt die Ausweisdaten. Das hat für Sie den Vorteil, dass keine unnötigen Wartezeiten entstehen und Sie Ihre Sendung schneller bekommen. Wir hoffen auf Ihr Verständnis und wünschen Ihnen eine schöne Woche. Freundliche Grüße
Die Ausweisnummer zu speichern um im Reklamationsfall feststellen zu können, wer das Paket abgeholt hat, erscheint uns durchaus plausibel. Aber wozu diese Sammelwut der restlichen Daten?
Und wieder sagte man uns nicht, wer Zugriff auf unsere Daten hat und wie es sein kann, dass Kunden nicht aktiv über den Scan informiert werden. Daher schickten wir eine weitere Email mit eben diesen Fragen.
Und wieder wurden wir gekonnt ignoriert. Als Antwort kam:
Natürlich können wir Ihren Wunsch der Datenlöschung an unsere Fachabteilung weiterleiten.
Wir möchten aber auch darauf hinweisen, dass bei jeder Abholung von bescheinigten Sendungen (z.B.: Pakete / eingeschriebene Briefe / Behördenbriefen) ein Ausweis verlangt wird und diese Daten aus bereits kommunizierten Anlass verarbeitet werden.
Fazit: Die Post klaut unsere Daten, liefert keine vernünftige Erklärung, gibt keine Antworten auf berechtigte Fragen und hält die Kunden hin. Ob die Daten tatsächlich nach 6 Monaten gelöscht werden, ist ebenfalls fraglich. Somit werden wir den Fall nun weiter beobachten und im Zweifel an unsere Anwälte übergeben.
Auch Profile werden erstellt
Bereits im Jänner 2019 berichtete die „Krone“, dass die österreichische Post weitreichende Profile über Millionen Österreicher angelegt hat. Praktisch für das Zustellunternehmen: Die Adressen ihrer Kunden kennt sie natürlich bereits.
Und das ist noch lange nicht alles. Die Post handelt mit unseren Adressen, persönlichen Daten wie z.B. Geschlecht und Alter und einigem mehr. Zusätzlich kauft sie Daten zu, gleicht sie mit eigenen Datensätzen ab und kann somit umfassende Profile erstellen.
Das spült Geld in die Kassen, obwohl nicht einmal klar ist, ob dies überhaupt legal ist. Datenschutzexperten hegen zumindest Zweifel daran.
Update
9 Monate sind seither vergangen. Eine lange Zeit die ausreicht, neues Leben zu schaffen. Aber nicht lange genug, um eine vernünftige Antwort von der österreichischen Post zu erhalten.
Man bot wiederholt die Löschung der Daten an. Auf die wichtigste Frage, nämlich warum die Daten überhaupt, ohne zuvor informiert zu werden, gespeichert werden, schweigt man sich weiter aus!
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