Es gibt Dinge die kann man sich nur sehr schwer vorstellen. Dazu gehörte vor einigen Jahren wohl auch, dass ein Unternehmer mit Namen Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden würde. Nun, geschehen ist es trotzdem und die Welt hat sich damit irgendwie arrangiert. Zwar gab es damals, also vor etwas mehr als 4 Jahren, schon kritische Stimmen und vereinzelte Warnungen vor Trump, was uns aber wirklich erwarten würde, ahnte wohl niemand.
Alternative Fakten
Recht schnell war klar, dieser Mann hält sich an keine Regeln und Etikette ist auch nicht das seine. Das zeigte sich schon vor der Amtsübergabe bei einem Besuch bei den Obamas im Weißen Haus. Doch das war erst der Anfang.
An dieser Stelle alle Verfehlungen, merkwürdigen Entscheidungen und erst recht alle Twitter Wortmeldungen zu analysieren, würde vermutlich Monate dauern. Also beschränken wir uns fürs Erste auf Trumps alternative Fakten. Lügen? Nein, Trump lügt nicht! Er sieht halt viele Dinge anders als der Rest der Menschheit, behauptet Dinge ohne jemals Beweise zu liefern und wenn es mal richtig schlecht läuft, muss jemand anderer erklären, was er eigentlich sagen wollte.
Man muss ihm jedoch vielleicht zu Gute halten, dass er selbst schon gar nicht mehr weiß, welche seiner Aussagen nun der Wahrheit entsprechen. Eine gefährliche Sache für den mächtigsten Mann der Welt!
Corona – Der Anfang vom Ende
Trump war sich seiner Sache immer sehr sicher, bei allem was er tat. Zumindest strahlte er das nach außen hin aus. Zweifel an seinen Entscheidungen ließ er sowieso niemals zu. Mitarbeiter und Berater wurden ausgetauscht, öffentlich beschimpft oder für inkompetent erklärt. Ganz wie es ihm beliebte. Doch dann kam Corona!
Wieder so eine Sache mit der niemand gerechnet hatte. Ein winziges Virus schafft, was niemand zuvor in großem Stil geschafft hat. Die Menschen begannen an Trump zu zweifeln. Nun, er hat auch selbst viel dazu beigetragen, immerhin lieferte er eine eigenartige Aussage nach der anderen ab.
Corona wäre ja gar nicht gefährlich, die Situation ,,völlig unter Kontrolle“. Das Virus würde an heißen Tagen einfach absterben. Corona wäre wie die normale Grippe. Man könne ja Menschen Desinfektionsmittel spritzen, zumindest solle sich das die Wissenschaft mal näher ansehen. Und das ist tatsächlich nur ein kleiner Auszug dessen, was der US-Präsident von sich gegeben hat.
Doch die Infektionszahlen stiegen immer weiter an, die Skepsis wuchs. Mittlerweile sind unfassbare 365.000 Tote zu beklagen, es gibt mehr als 21 Millionen Fälle. Trump findet jedoch noch immer, er habe alles richtig gemacht. Das mit den alternativen Fakten hatten wir aber bereits…
Abgewählt oder nicht?
Richtig hässlich wurde es 2020 im Wahlkampf um Trumps 2. Amtszeit. Seinen Konkurrenten Joe Biden bedachte er nur mit herabsetzenden Bezeichnungen wie „Sleepy Joe“ oder “Corrupt Joe“. Von Anfang an stellte er klar, die Wahl wäre bereits gewonnen. Eine Niederlage könne nur durch Betrug zu Stande kommen. Eine Argumentation die seine Anhänger umgehend aufgriffen und enorm aufstachelte.
Tatsächlich sah es nach Wahlschluss für einige Zeit nach einem klaren Sieg für Donald Trump aus. Doch der US-Präsident hatte sich ein enormes Eigentor geschossen! Da weder er noch seine Anhänger an die Gefährlichkeit von Corona glauben wollten, rief er sie auf, die Wahlurnen zu nutzen. So sollte auch ein angeblich geplanter Betrug mit Briefwahlstimmen vermieden werden. Trumps Wähler folgten diesem Aufruf.
Biden hingegen rief die Wähler auf, ihre Stimmen möglichst per Briefwahl abzugeben um kein unnötiges Infektionsrisiko einzugehen. Und das taten sie auch.
So kam es also, dass erst die in den Wahllokalen abgegebenen Stimmen und danach die Briefwahlstimmen gezählt wurden. Sah es zunächst nach einem Sieg für Trump aus, schmolz sein Vorsprung stündlich dahin bis Joe Biden schlussendlich klar vorne lag. Für Trump ein Ding der Unmöglichkeit, niemals könne er verloren haben. Betrug!!!
Um das ganze Drama etwas abzukürzen: Trump versuchte quasi alles um zum Sieger erklärt zu werden. Beweise für seine Betrugsvorwürfe konnte er jedoch nie vorlegen, eine Klage nach der anderen wurde zurückgezogen oder abgeschmettert. Selbst sein Versuch Parteifreunde unter Druck zu setzen misslang gründlich. Der Tag der offiziellen Ernennung Bidens zum Sieger der Präsidentschaftswahl 2020 rückte unerbittlich näher.
Sturm auf das Kapitol
Am 06.01.2020 tagte kurz nach Mittag (Ortszeit) der US-Kongress. Eigentlich stand nur eine Formalität am Tagesplan, Joe Biden sollte zum Sieger der Präsidentenwahl 2020 ernannt werden. Doch der amtierende US-Präsident Donald Trump hatte zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht eingesehen, dass er die Wahl verloren hatte. Im Gegenteil, er heizte die bereits sehr angespannte Stimmung weiter an. Er forderte seine Anhänger auf, vor das Kapitol zu ziehen. Wörtlich sagte er:
wir werden nicht zulassen, dass sie Eure Stimmen zum Schweigen bringen. Wir werden niemals aufgeben.
Was dann passierte ist bekannt. Gewaltbereite Chaoten stürmten das Kapitol! Szenen wie man sie in einem Land wie den USA nicht erwarten würde. Demokratie war gestern, heute regiert der Mob!
Verwüstete Büros, eingeschlagene Türen und Polizisten die komplett überfordert so gut wie nichts entgegenzusetzen haben. Bilder die erschrecken und gleichzeitig zu denken geben! Man wusste das mit Protesten zu rechnen war. Dennoch gab es offensichtlich kein vernünftiges Sicherheitskonzept. Oder, noch viel schlimmer, es wurde absichtlich zugelassen.
Dabei war das nicht die erste Erstürmung! Im April 2020 stürmten Bewaffnete das Michigan State House. Man war also gewarnt und hat offensichtlich nichts oder zumindest viel zu wenig zum Schutze des Kapitols unternommen.
Erst nach über 3 Stunden brachte man die Lage unter Kontrolle. Die traurige Bilanz: 50 Verhaftungen, ein toter Polizist, 4 tote Randalierer, Schäden in unbekannter Höhe und ein Präsident der auf Twitter so tut als wäre alles gar nicht so schlimm. Für Twitter war das der Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte, Trump wurde für 12 Stunden gesperrt. Etwas später reagierte auch Facebook und sperrte Trumps Account unbefristet. Auch auf Instagram muss der scheidende Präsident vorerst verzichten.
Ende in Sicht
Zumindest ein Ziel konnten weder die Randalierer noch der Trump-Clan erreichen. Joe Biden wurde mit einigen Stunden Verspätung als neuer Präsident bestätigt!
Mehr als 200 Jahre gab es friedliche Machtwechsel, doch das war vor Trump. Er hat es, wie kein anderer zuvor, geschafft die Bevölkerung zu spalten und ihren Glauben an Demokratie zu erschüttern. Das alles nur, weil er nicht bekam was er wollte. Weitere 4 Jahre im Weißen Haus.
Das sich nun auch immer mehr Republikaner von ihm abwenden, dürfte Trumps Laune kaum heben. Ein kleines bisschen hat er seine Niederlage jedoch eingesehen. Er ist weiterhin nicht mit dem Wahlergebnis einverstanden, sichert aber zumindest eine geordnete Amtsübergabe zu. In 12 Tagen wissen wir, ob er sein Versprechen hält.
An der Amtseinführung von Joe Biden wird Trump jedenfalls nicht teilnehmen, wie er vor kurzem auf Twitter mitteilte.
Wir vermuten, Joe Biden wird gut damit leben können.
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